© SV Tyrol Abbensen

1901 - 2001

Am 27. Mai 1901 wurde der Schützenverein Abbensen gegründet. Es begann gründ­lich, ordentlich und gewissenhaft. Zu Kaisers Zeiten war das so. Die Bildung des Vereins wurde sicher schon im Jahr 1900 vorbereitet. Aber erst ein Jahr später war die Satzung erstellt und damit die Vereinsgründung nicht mehr abzuwenden. In den Statuten (Satzung) war von Kalamität oder von Pflicht und Ehre die Rede. Weiterhin wurde festgelegt, dass bei Widerspruch eines Mitglieds gegen die kommandierende Körperschaft eine Strafe verhängt werden konnte, die auch angetreten werden musste. 

 

Satzung 1901

Diese und noch andere zwingende Reglementierungen wurden für einen Mitglieds­beitrag von monatlich 15 Pfennigen geboten. Trotzdem ist mit Sicherheit anzuneh­men, dass dem Lauf der Fröhlichkeit und Geselligkeit schon früher keine Grenzen gesetzt waren. Da man ja den Begriff der Freizeitgestaltung noch nicht kannte, war die Bewältigung und Ausfüllung der wenigen freien Stunden auch noch kein Problem. Ohne Humor waren unsere Vorfahren allerdings nicht. Dabei soll die Anwendung eines „ wichtigen „ Paragraphen häufiger vorgekommen sein. § 11 der Statuten lau­tet: „Bei dringenden Fällen kann der Vorstand über eine Summe bis zu 10 Mark ver­fügen.“ ( Dafür gab es damals sicher eine große Menge Bier. )

Etwa 10 Jahre nach der Gründung bekam der Verein die Zusatzbenennung „ Tyrol „. Tyrol mit Ypsilon in der alten Schreibweise des 19. Jahrhunderts.

Für die Namensergänzung gibt es folgende Erklärung:

Die Gemarkung unserer Gemeinde bestand nicht nur aus flachem Land. Es gehörte auch der Abbenser Berg dazu. Die echten Tyroler im Süden waren dur

ch ihre Hei­mattreue bekannt geworden. Eine neue Marschkomposition „Tyrolerland Du bist so schön“ war zusammen mit dem damaligen Hit „ Die Tyroler sind lustig“ auf den vor­deren Plätzen der „Schlagerparade um 1910“ .

Die gedankliche Verbindung wurde irgendwann plötzlich ausgelöst und war von Ab­bensen nun nicht mehr zu trennen. Auch in der heutigen Zeit weiß jeder aus der nä­heren Umgebung, dass man nach Abbensen fahren muß, wenn man Tyrol besuchen will.

Es dauerte noch bis zum Jahr 1913 ehe eine Fahne angeschafft und geweiht werden konnte. Bei der Anfertigung derselben wurde großer Wert auf Qualität, Ausstattung und Ausschmückung gelegt.

Auf der einen Seite ist der Name zu lesen:

Fahne 1913

 

Auf der anderen Seite steht der damals populäre, kernige Wilhelminische Spruch

 

Ein gesticktes Bild zeigt Wilhelm Tell beim Apfelschuß.

 

 

Fahnenweihe 1913

Adolf Meyer   Otto Kahle   Heinrich Hilsing   Heinrich Gleue   Heinrich Meyer
Adolf Klingemann   Heinrich Jasper   Heinrich Hachmeister   Louis Wienhöfer

 

 

Es gibt noch ein altes Bild vom Schützenfest aus dem Jahre 1905. Man trug noch Holzgewehre zum Zeichen der Wehrhaftigkeit für Kaiser, Reich und Vaterland.

Die Gewehre waren aus Holz. Die Fahne war schlicht grün-weiß.

Die Entwicklung des Vereins wurde bereits ab 1914, erst 13 Jahre nach der Grün­dung, durch den 1. Weltkrieg, die Inflation, die 30er Jahre, den 2. Weltkrieg und die Nachkriegszeit bis ca. 1948 sehr stark beeinträchtigt. Ein Ereignis in den letzten Ta­gen des 2. Weltkrieges verdient Beachtung: Die Soldaten der Siegermächte interes­sierten sich für alle Gegenstände, die in irgendeiner Form als Hoheitszeichen ange­sehen werden konnten. Unsere Fahne wäre mit Sicherheit beschlagnahmt worden, hätte man sie entdeckt. Heinrich Ludowig hatte die Suche nach Souvenirs rechtzeitig erkannt. Mit „ Kreugers Lene- Mudder“ schloß er einen Verschwörerpakt. Beide ver­steckten die Fahne auf der Diele im Hühnerkasten und tarnten sie mit Stroh. Die Hühner hat es beim Eierlegen nicht gestört.

Einige Jahre nach dem Ende des Krieges schwanden die Bedenken der Besat­zungsmächte, das von Schützenvereinen Gefahr für den Frieden ausgehen könnte. Gesellschaftliche Verbindungen, öffentliche Versammlungen und Volksfeste wurden wieder gestattet. Der Umgang mit Waffen war allerdings noch verboten.

Damals war Heinrich Ludowig unser 1. Vorsitzender. Er hatte dieses Amt seit 1931 über den Krieg hinaus beibehalten. Seine Bemühungen haben zur Wiederbelebung alter Verbindungen und Tradition geführt.

 

Im Jahre 1948 richtete unser Verein das erste Schützenfest nach dem Kriege aus. Es durfte auf keine Scheibe geschossen werden. Der „Schützenkönig“ wurde durch Knobeln ermittelt. Das geschah im darauffolgenden Jahr noch ebenso.

Ab 1950 gab es wieder richtige Könige. Obwohl alle Waffen abgeliefert waren, tauchten plötzlich Gewehre auf. Zunächst war da ein Luftgewehr für Bolzen, die im Ziel steckenblieben und wiederverwendbar waren ( kostensparend und umwelt­freundlich). Ein Jahr später überraschte uns der Vorstand mit einer Kleinkaliber- Büchse einschließlich Munition.

Um niemanden durch scharfe Geschosse zu gefährden, fand das Königschießen in der Sandgrube beim Jagdhaus Billerbeck statt. Das ungewohnte Geräusch peit­schender Schüsse hatte den Besuch des örtlichen Ordnungshüters zur Folge. Er for­derte uns zur sofortigen Einstellung des gefährlichen Treibens auf. Der weitere Hin­weis, dass er nach einem dringenden Dienstgang die Befolgung seiner Anordnung  überprüfen werde, ließ uns das Königschießen im Schnelldurchgang erledigen. Als­bald kam auch schon das „Auge des Gesetzes“ zurück, lobte unsere Folgsamkeit und das Unterlassen von Bestechungsversuchen mit alkoholischen Getränken. Die gleiche Prozedur wiederholte sich im nächsten Jahr. Um diesen Ablauf nicht zur ständigen Einrichtung werden zu lassen schafften wir ein Luftgewehr an, um unsere Schießsportübungen im Saal durchzuführen.

Wir haben uns zwar im Jahr 1951 an unser 50 jähriges Bestehen erinnert. Eine große Feier konnten wir aber noch nicht veranstalten. Jedoch brachten uns eine ständige gute Entwicklung, ein Zuwachs an Mitgliedern und eine ausgeglichene Fi­nanzlage schrittweise voran.

 

1953 wollten wir ganz hoch hinaus. Ein Kleinkaliber- Schießstand sollte gebaut wer­den. Es musste plötzlich alles sehr schnell gehen. In der Eile brachten wir die logi­sche Reihenfolge, Suche nach einem geeigneten Grundstück, Bauzeichnung, Bau­antrag, Baugenehmigung, Baubeginn, durcheinander. Das Schießen sollte unter freiem Himmel mitten im Ort stattfinden. Unsere Handwerker fertigten Blenden an, die zum Schutze der Nachbarn verirrte Geschosse auffangen sollten. Kaum waren die ersten Blenden aufgestellt, mussten sie auf Anordnung der Baubehörde auch schon wieder abgerissen werden. Sie lagen noch eine Weile in der Wiese herum bis buchstäblich Gras über die Angelegenheit gewachsen war.

Wir schlossen uns dem Kreisschützenverband Wedemark- Hann. Nord an. Die Teil­nahme an Wettkämpfen schaffte eine gute Verbindung zu den Nachbarvereinen.

1961 war endlich Gelegenheit, den 60 jährigen Gründungstag zu feiern. Es wurde ein schönes Fest. Viele Vereine und Besucher kamen nach Abbensen.

Auf folgende wichtige Daten haben wir schon in unserer Festschrift zum 75 jährigen Jubiläum aufmerksam gemacht:

1964 wurde die Schützenkapelle Abbensen gegründet, die nun schon seit 37 Jahren musiziert.

1970 war das Gründungsjahr der Damenabteilung. Damit war ein enormer Auf­schwung im Vereinsleben verbunden. Eine weitere Verpflichtung bestand darin, den Jugendlichen eine Möglichkeit zur gemeinsamen Bestätigung anzubieten. Seit 1969 können alle Jugendlichen vom 14. Lebensjahr an und ab 1973 bereits nach Vollen­dung des 10. Lebensjahres  Mitglieder des Vereins werden. Eine Förderung bei sportlichen Übungen, bei der Durchführung von Wettkämpfen oder Veranstaltungen und bei der Ausbildung sowie Mitarbeit im Musikzug wurde begonnen.

Besonders eng war immer die Verbundenheit des Rates der Gemeinde mit unserem Verein. Das gilt sowohl für die gute Zusammenarbeit mit den Vertretern der alten selbständigen Gemeinde Abbensen, als auch für die Aufgeschlossenheit des Rates und der Verwaltung unserer neuen Gemeinde Wedemark und des jetzigen Ortrates.

Der Gemeinderat hatte beschlossen, das nicht mehr benutzte Abbenser Schulge­bäude durch einen Umbau für die Allgemeinheit nutzbar zu machen. Wir haben an­geboten, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln durch Übernahme der Bauarbei­ten in Eigenleistung ein wesentlich größeres Gebäude durch einen Erweiterungsbau zu erstellen. Eine Vereinbarung hierüber kam Anfang 1975 auf Treu und Glauben zustande. Nach 12 Monaten Bauzeit und einer erbrachten Arbeitsleistung von mehr als 4000 Stunden ist das Werk vollendet worden.

1976 zum 75 jährigen Jubiläum war das Gebäude fertiggestellt. Dank vieler Spenden und weiterer Arbeitsleistungen hatten wir bald eine moderne Luftgewehr- Schießan­lage. Weitere Gewehre wurden angeschafft. Die Kücheneinrichtung und Möblierung folgten. Dann bekamen wir noch eine Theke geschenkt. Damit hatten wir dann aller­dings ein Problem. Direkt unter dem Standort des Tresens mit den Zapfhähnen war kein Kellerraum. (Man macht beim Neubau mindestens einen Fehler.) Die Zuleitung vom Stellplatz der Bierfässer  musste trotzdem hergestellt werden. Mit einem Spe­zial- Bohrkranz ähnlich einer Mini- Tunnel- Fräse wurde ein Kanal bis unter die Zapf­anlage gebohrt. Das gelang nach exakter Winkelberechnung millimetergenau. Der Bohrtrupp war über seine Leistung sehr verblüfft. Er vergaß aber nicht, das Bohr­loch kräftig durchzuspülen.

Ein reges Vereinsleben begann. Freiwillige Dienstleistungen der Schützendamen bei Reinigung und Küchendienst sorgten für finanzielle Entlastung. Reparaturen und Wartungsarbeiten erledigten die Herren. Ein großer Fahnenschrank wurde ange­schafft mit Platz für eine 2. Fahne.

Die jugendlichen Mitglieder wussten es zu schätzen, dass bei den Übungsnachmitta­gen Pommes mit Majo oder Ketchup, Süßigkeiten, Cola und Limo angeboten wur­den. Bei anderen Gelegenheiten gab es Bratwurst, Kaffee und Kuchen, Würstchen mit Salat oder Spiegelei mit Schinken.

Es fehlte ein Festplatz. Die Rahmenbedingungen bei der Ausrichtung des Schützen- und Volksfestes waren bislang eher bescheiden. 1989 stellte die Gemeinde ein schönes Grundstück für alle Bürger Abbensens zur Verfügung. Die Mitglieder des Schützenvereins und der Freiwilligen Feuerwehr übernahmen die Bepflanzung des Areals mit fast 3000 Bäumen und Büschen.

1990, zum 25 jährigen Bestehen der Schützenkapelle und zum 20 jährigen Bestehen der Damenabteilung wurde eine neue Fahne geweiht. Diese musste angeschafft werden, um die bereits 1913 geweihte zu erhalten. Witterungseinflüsse und weitere mechanische Beanspruchungen hätten zu dauerhaften Schäden geführt.

  

Die Beständigkeit bei der Arbeit der Vorstandsmitglieder hat in der Vergangenheit zu einer guten Gemeinschaft im Schützenverein, mit anderen Vereinigungen und Bür­gern geführt und ist sicher auch der Grund dafür, daß seit 1931 ( seit 70 Jahren ) erst vier 1. Vorsitzende den Verein geleitet haben.